Klimafester Garten – Tipps für den zukunftsfähigen, ertragreichen Anbau von Obst und Gemüse
Die Erderwärmung macht sich immer mehr in unserem Alltag bemerkbar und auch wir Gartler:innen müssen uns anpassen. Wir erklären euch, worauf es bei der Anbauplanung in Zukunft ankommt, damit ihr auch in Zeiten des Klimawandels gute Chancen auf eine reiche Ernte haben werdet.
Der Klimawandel macht auch vor unseren Gärten nicht halt. Da die Temperatur durchschnittlich steigt, haben wir Gartler:innen vermehrt mit Schädlingen und Krankheiten sowie Qualitäts- und Ertragseinbußen durch vermehrten Hitzestress zu kämpfen. Dürreperioden und Extremwetterereignisse treten häufiger auf und können ebenfalls große Schäden verursachen und zu Ernteausfällen führen. Aber die Erderwärmung bietet auch Chancen: Sie ermöglicht uns den Anbau von neuen Arten und Sorten, lässt die Pflanzen schneller wachsen und verlängert die Zeit, in der wir Obst- und Gemüse anbauen können.
Melone, Süßkartoffel und Co. selbst anbauen
Dass die Sommer bei uns tendenziell wärmer und trockener werden, merken wir schon daran, dass wir in der warmen Jahreszeit viel mehr gießen müssen. Während die Trockenheit vielen Pflanzen zu schaffen macht, gibt es auch wärmeliebende Exemplare, die mit diesen Bedingungen prima zurechtkommen. Und ist der Anbau von tropischen und mediterranen Gemüsearten im eigenen Garten nicht ein spannendes Experiment? Probiert es doch mal mit Blattgemüse wie Handama, auch unter dem Namen Okinawa-Spinat bekannt, Amaranth und Sommerportulak. Auch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Edamame wachsen dank wärmerer Temperaturen besonders gut. Und hättet ihr gedacht, dass ihr sogar Auberginen, Melonen, Ingwer, Yacón und Süßkartoffel anbauen könnt?
Für diese Gemüsearten wählt ihr am besten einen sehr warmen, sonnigen und windgeschützten Platz. Wichtig ist auch, dass ihr mit dem Auspflanzen bis nach den Eisheiligen wartet. Was ihr euch außerdem klarmachen solltet: Trotz der allgemeinen Tendenz zu trockenen Sommern und milderen Wintern sind manche Jahre nach wie vor kalt und bringen viel Niederschlag. Mit einem möglichst vielfältigen und abwechslungsreichen Anbauplan verhindert ihr einen kompletten Ernteausfall, selbst wenn die wärmeliebenden Pflanzen doch mal eingehen.
Frisches Wintergemüse bis nach Weihnachten
Vielleicht kennt ihr auch noch die langjährige Empfehlung, dass der Garten spätestens ab Oktober winterfest gemacht werden soll. Durch den milderen Herbst und den immer späterer Winterbeginn gilt das so nicht mehr. Im Gegenteil: Der Herbst ist die ideale Zeit, um sogenannte Nachkulturen in den Gemüsebeeten anzubauen. Ihre Saison beginnt im September und Oktober. Der Klimawandel bietet uns Gartler:innen den Vorteil, dass wir unsere Beete zweimal oder mit guter Planung sogar dreimal jährlich mit neuem Gemüse bestücken können. So haben wir bis in die Weihnachtszeit und darüber hinaus frisches Gemüse aus dem eigenen Garten.
Tipps bei Frost
Falls ihr in einer kühleren Region wohnt, kann es bei euch trotz wärmerer Durchschnittstemperaturen weiterhin frühe Fröste geben. Solltet ihr davon betroffen sein, prüft am besten regelmäßig den Wetterbericht und bedeckt das Gemüsebeet zum Schutz vor leichtem Frost mit einer Vliesauflage oder einem kleinen Folientunnel. Ihr könnt euer Wintergemüse natürlich auch in einem Frühbeetkasten oder einem Hobbygewächshaus anbauen. Generell ist Wintergemüse aber ziemlich robust – ihr werdet erstaunt sein, wie viele Gemüsearten mit dem rauen Wetter gut zurechtkommen.
Hättet ihr gewusst, dass Gemüse wie Spinat, Winterportulak, Feldsalat und Blattsalate sogar kühlere Temperaturen bevorzugen? Am besten wählt ihr spezielle Frühjahrs- und Herbstsorten, da sie besonders unempfindlich sind.
Auch für eure Obstbäume sind Fröste eine potenzielle Gefahr. Weil Obstgehölze durch den Klimawandel früher blühen, fällt die Blütezeit häufiger in Frostperioden. Leider vertragen Obstbäume Frost während ihrer Blüte und kurz danach besonders schlecht – die Blüten müssen dafür noch nicht einmal geöffnet sein. Wenn der Frost erstmal Schäden an Griffel, Pollen oder Blütenboden verursacht hat, kann sich keine Frucht entwickeln. Aber keine Sorge: Mit einer simplen Maßnahme könnt ihr eure Blütenpracht und Jungfrüchte vor Spätfrösten schützen. Dazu hüllt ihr eure Obstbäume einfach in Vliese oder Folien. Falls es mehrere Nächte hintereinander zu Frösten kommt, solltet ihr die Abdeckmaterialien tagsüber öffnen. So stellt ihr sicher, dass die Blüten von Insekten bestäubt werden können.
Exotisches Obst: Urlaubsfeeling im eigenen Garten
Mit dem Klimawandel könnt ihr euch auch exotische Obstbäume in den Garten holen, die mildere Temperaturen lieben. Falls ihr in Franken in einer geschützten Lage wohnt, könnte bei euch in Zukunft sogar der Mandelanbau klappen. Zu den Obstarten, die Wärme lieben und Trockenheit vertragen, zählen auch Mispel, Feige, Tafeltraube, Kaki und Aprikose. Beim Wildobst empfehlen wir den Anbau von Aronia, Felsenbirne, Sanddorn, Kornelkirsche und Maibeere. Ihr habt eine Streuobstwiese? Dann probiert es doch mal mit Speierling, Maulbeere, Walnuss und Esskastanie. Wohnt ihr beispielsweise im Alpenvorland, habt ihr dank milderer Witterung und einer längeren Vegetationsdauer auch die Möglichkeit, spät ausreifende Apfel-, Birnen und Tafeltraubensorten anzubauen.
Was ihr gegen Schädlinge tun könnt
Neben extremem Wetter werden Schädlinge zu einem immer größeren Risiko für unsere Ernte. Bestimmt habt ihr euch alle schon mal über Schaderreger an euren Pflanzen geärgert. In Zukunft werden wir aber noch viel mehr mit ihnen zu kämpfen haben – zum Beispiel mit der Kirschessigfliege, da sich der neue Schädling durch den Klimawandel unkontrolliert verbreitet und unsere Obsternte gefährdet. Vielleicht hattet ihr es auch schon mit anderen neuen Erregern wie dem Asiatischen Laubholzbockkäfer, der Walnussfruchtfliege oder der Blattfallkrankheit an Apfel zu tun und musstet feststellen, dass es derzeit keine wirksamen Gegenmaßnahmen gibt. Eingeschleppte Schaderreger haben wegen der milderen Temperaturen gute Chancen, die kalte Jahreszeit zu überleben und sich dauerhaft in unseren Gärten zu verbreiten. Und natürlich gibt es da auch noch die heimischen Schaderreger, die durch den Klimawandel ebenfalls bessere Bedingungen haben.
Ihr müsst aber nicht tatenlos zusehen, wie die Schädlinge mehr und mehr werden: Indem ihr euren Garten naturnah gestaltet und auf diese Weise Nützlinge anlockt, könnt ihr aktiv etwas gegen die Ausbreitung tun. Mit blühenden Staudenbeeten, heimischen Sträuchern, Blühstreifen, Trockenmauern und Reisighaufen bietet ihr Nützlingen gute Lebensbedingungen. Je größer das Nahrungsangebot, desto besser können sich Nützlinge vermehren und ausbreiten. Ein naturnah angelegter Garten hilft euch nicht nur, Schädlinge natürlich zu regulieren. Er sieht auch einladend aus und ihr spart euch eine Menge Arbeit, weil naturnahe Gärten weniger Pflege benötigen. So habt ihr mehr Zeit, um euch im Garten zu erholen und die Natur zu genießen.