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Urban Gardening: Gemeinsam für grünere Städte

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Gärtnern in der Stadt erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Seit über 20 Jahren zeigt sich in Deutschland ein wachsendes gesellschaftliches Interesse an der Begrünung urbaner Räume. Viele Stadtbewohner entdecken diesen neuen Lebensstil für sich und möchten sich künftig selbst mit Obst und Gemüse versorgen oder ihre Umgebung mit Pflanzen verschönern. Wir informieren euch über die unterschiedlichen Formen und Vorteile von Urban Gardening sowie über die Möglichkeiten, wie ihr euch beteiligen könnt.


Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten eine Selbstverständlichkeit – auch in der Stadt. Freie Flächen wurden genutzt, um sich mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Mit der Zeit verlor sich diese Tradition, doch seit Beginn des 21. Jahrhunderts erlebt das Gärtnern im urbanen Raum eine bemerkenswerte Renaissance.

 

Vielleicht sind euch schon bepflanzte Hausfassaden, begrünte Dächer oder gemeinschaftlich genutzte Kräutergärten aufgefallen. All diese Formen des Stadtgärtnerns fallen unter den Begriff Urban Gardening. Besonders in dicht bebauten Gebieten ist Kreativität gefragt: Wo es an frei zugänglichen Bodenflächen mangelt – sei es aufgrund von Versiegelung, wie auf dem Quelle-Parkplatz in Nürnberg, oder wegen Schadstoffbelastung, wie in den Prinzessinnengärten in Berlin – setzen engagierte Initiativen auf alternative Pflanzmöglichkeiten. Alte Maschinenteile, Holzkisten, Paletten, Foliensäcke oder sogar wiederverwertete Lebensmittelverpackungen dienen als Pflanzgefäße und ermöglichen es, jeden Ort in eine grüne Oase zu verwandeln.


Welche Vorteile hat das Gärtnern in der Stadt?
Urban-Gardening-Projekte tragen auf vielfältige Weise zur Bereicherung von Städten bei. Pflanzen verschönern nicht nur das Stadtbild, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Sie binden Kohlendioxid, produzieren Sauerstoff und tragen zur Kühlung der Umgebung bei – ein entscheidender Vorteil in Zeiten des Klimawandels.
Doch Urban Gardening bietet noch weit mehr Vorteile: Wer keinen eigenen Garten hat, hat vielleicht schon darüber nachgedacht, frisches Obst und Gemüse direkt in der Nähe zu ernten. Stadtgärten ermöglichen genau das und helfen gleichzeitig, die Ausgaben für hochwertige Lebensmittel zu reduzieren. Durch den Wegfall langer Transportwege sinkt zudem der Energieverbrauch, und der CO₂-Ausstoß im Ernährungsbereich wird spürbar verringert.


Ein weiterer Pluspunkt ist die nachhaltige Kreislaufwirtschaft: Anfallendes Grüngut kann direkt vor Ort kompostiert und wiederverwendet werden. Gleichzeitig vermitteln viele Urban-Gardening-Projekte wertvolles Wissen über den Anbau von Pflanzen und die Herausforderungen, die damit verbunden sind. Auf diese Weise wächst nicht nur das Bewusstsein für gesunde Ernährung, sondern auch das Verständnis für die Arbeit von Landwirten und Gärtnern. Darüber hinaus finden Brachflächen in der Stadt eine sinnvolle Nutzung – selbst dann, wenn die Begrünung nur temporär ist. Neben der optischen Aufwertung entstehen lebendige Orte der Begegnung, an denen sich Nachbarn austauschen, voneinander lernen und gemeinsam an einer grüneren Zukunft arbeiten können.


„Bottom up“: Private Initiativen von Bürgern
Den Anstoß für Urban-Gardening-Projekte gaben in der Vergangenheit oft spontane Guerilla-Gardening-Aktionen, bei denen Aktivisten mit Hilfe von Samenbomben öde Straßenränder oder Baumscheiben in Wildblumenbeete und Rabatten verwandelten, deren Pflege die Anwohner häufig übernahmen. Doch Vorsicht: Rechtlich gesehen ist diese Form der Begrünung nicht erlaubt. Da es sich um eine unerlaubte Veränderung fremden Eigentums handelt, kann der Grundstückseigentümer – meist die Kommune – verlangen, dass die Pflanzen entfernt werden.


Dennoch gibt es Wege, Urban Gardening langfristig und legal in der Stadt zu verankern. Wer behutsam vorgeht, stößt oft auf positive Resonanz. Wichtig ist dabei, nur heimische Pflanzen zu verwenden, ausschließlich ungenutzte Flächen zu begrünen und darauf zu achten, dass die Pflanzen den Verkehr nicht beeinträchtigen.


Für eine nachhaltige Umsetzung ihrer Projekte entscheiden sich viele Stadtgärtner dafür, eine offizielle Struktur zu schaffen – etwa in Form eines Vereins. Um auf der sicheren Seite zu sein, empfehlen wir euch, Absprachen mit der Stadtverwaltung zu treffen. Neben Kommunen stellen auch Privatpersonen und Unternehmen geeignete Flächen für Urban-Gardening-Projekte zur Verfügung.


„Top down“: Kommunale Angebote zum Mitgärtnern
Mittlerweile initiieren viele Kommunen selbst Angebote zum Mitgärtnern für die Bevölkerung, indem sie geeignete Flächen zur Verfügung stellen und aktiv dafür werben – Urban Gardening funktioniert dann nach dem Prinzip „Top down“. Solche kommunalen Angebote haben auch wirtschaftliche Vorteile: Wenn Bürger beispielsweise Blühstreifen entlang der Gehwege und Straßen vor ihrem Haus pflegen, entlasten sie damit den Bauhof und helfen den Kommunen beim Sparen.


Erfolgreiche Initiativen der Gartenbauvereine
Die Begeisterung für Urban Gardening ist groß – viele möchten am liebsten sofort loslegen. Doch bevor die ersten Samen gesät werden, ist eine gute Vorbereitung entscheidend. Gartenbauliche Grundkenntnisse sind essenziell, um kräftig wachsende Pflanzen, farbenfrohe Blüten und eine reiche Ernte zu erzielen. Wenn der Tatendrang engagierter Bürger auf das Fachwissen erfahrener Vereinsmitglieder trifft, entstehen ideale Voraussetzungen für erfolgreiche Urban-Gardening-Projekte. Wie das in der Praxis aussieht, zeigen die folgenden Beispiele:


Ein besonders gelungenes Urban-Gardening-Projekt wurde in der Oberpfalz ins Leben gerufen. Im Juli 2021 initiierte der Verein für Gartenbau und Landespflege Stadt Neumarkt, unterstützt durch den Landkreis Neumarkt i.d.OPf, den ersten urbanen Garten der Stadt – und das auf dem Gelände des ehemaligen Schulgartens des Sonderpädagogischen Förderzentrums Neumarkt. Nur einen Monat später folgte ein weiteres Urban-Gardening-Projekt am östlichen Stadtrand.


Auch die Rosenheimer Vielfaltsmacher in Stadt und Land e. V. setzen auf den Austausch mit engagierten Bürgern. Wer sich für Urban Gardening interessiert, aber nicht weiß, wo er anfangen soll, oder Unterstützung bei der Umsetzung einer konkreten Idee benötigt, kann sich an den jeweiligen Verein vor Ort wenden. Hier erhaltet ihr wertvolle Tipps und praxisnahe Ratschläge – eine wertvolle Hilfe für alle, die ihre Stadt grüner gestalten möchten.

 

Zu diesem Thema gibt es auch in ein Gärtnerwissen, welches Sie in unserem Online-Shop bestellen oder als Abonnentin der Online-Ausgabe des "Gartenratgebers" kostenlos nachlesen können.