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Bienen, Biodiversität, biologische Balance

Naturnahe Gärten bieten wertvollen Lebensraum für zahlreiche Lebewesen (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Naturnahe Gärten bieten wertvollen Lebensraum für zahlreiche Lebewesen

Blühende Wiesen statt steriler Rasenflächen, heimische Pflanzen statt Exoten – immer mehr Hobbygärtnerinnen und -gärtner möchten ihren Garten im Einklang mit der Natur gestalten. Der Wunsch nach mehr Biodiversität wächst – nicht zuletzt wegen der bedrohlichen Entwicklungen in der Tier- und Pflanzenwelt Doch was bedeutet das konkret für den eigenen Garten? Wir haben die Antworten. 


Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) kommt in seinem „Faktencheck Artenvielfalt“ zum Ergebnis, dass 60 Prozent der hierzulande vorkommenden Lebensraumtypen in einem schlechten Zustand sind und annähernd ein Drittel der in Roten Listen erfassten Tiere und Pflanzen bestandsgefährdet ist. Dazu zählen viele Insektenarten wie die für die Bestäubung und den Naturhaushalt so wichtigen Wildbienen. Fast zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden etwa 560 Arten sind in ihrem Bestand bedroht, einige bereits ausgestorben. 


Auch die Mitglieder des Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. merken den Rückgang der Biodiversität in ihren eigenen Gärten, wie unsere aktuelle Umfrage zeigt: 82 Prozent der in unserem Verband organisierten Hobbygärtner stellen klimabedingte Veränderungen fest, wie Artenverlust – insbesondere bei Insekten –, die Zunahme invasiver Tier- und Pflanzenarten, veränderte Anbaubedingungen sowie immer häufigere Trockenheits- und Dürreperioden, aber auch 
Unwetterereignisse. Umso mehr Wert legen unsere Mitglieder auf Naturnähe: Fast 95 Prozent setzen in ihren Gärten auf Maßnahmen, die den Folgen des Klimawandels entgegenwirken sollen. 


Was macht einen naturnahen Garten aus? 
Naturgärten leisten einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Sie bieten zahlreichen Tieren und Pflanzen Lebensräume, die sie in der freien Natur immer seltener vorfinden. Dabei bedeutet „naturnah“ nicht, Blumen, Stauden und Wiesenflächen unkontrolliert wuchern zu lassen. Stattdessen geht es darum, möglichst viele verschiedene Lebensräume für einheimische, an die lokalen Boden- und Klimabedingungen angepasste Tier- und Pflanzenarten zu gestalten. Je vielfältiger 
der Naturgarten, desto mehr Artenvielfalt. 


Ein Naturgarten setzt sich üblicherweise aus vier verschiedenen Strukturelementen zusammen: Ein wichtiger Bestandteil ist neben Staudenbeeten, Sträuchern und Hecken sowie Laubbäumen eine Wildblumenwiese mit heimischen Wiesengräsern, Kräutern und Wiesenleguminosen. Wir wissen, dass eine Blumenwiese zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt gehört. Zahlreiche Insekten und Vögel finden in der Blütenschicht Nahrung in Form von Pollen, Nektar und Samen. Die Blatt- und Stängelschicht bietet unter anderem Heuschrecken, Spinnen und Schmetterlingsraupen Lebensräume, in der Streuschicht leben Laufkäfer, Asseln, Weberknechte und viele weitere kleine Organismen. Und die Bedingungen in der tief verwurzelten Bodenschicht sind ideal für zahlreiche Bodenlebewesen. Vor allem die artbedingt teils sehr wählerischen Wildbienen sind zwingend auf bestimmte heimische Wiesenblumen angewiesen, um ihren Pollenhunger zu stillen. Rasenflächen 
hingegen beherbergen nur wenige Pflanzen- und Tierarten und sind als Lebensraum von geringer Bedeutung. Es gilt daher: Rasen und auch Wege nur dort anlegen, wo es wirklich notwendig ist. 


Pflanzenauswahl: Vielfalt statt Einheitsgrün 
Eine vielfältige Bepflanzung ist im Naturgarten besonders wichtig. Euch Hobbygärtnern steht dafür eine Vielzahl an heimischen Pflanzenarten zur Verfügung, mit unterschiedlichen Wuchs- und Blütenformen und in unzähligen Farbvarianten. So bieten etwa Stauden fast unerschöpfliche Kombinationsmöglichkeiten bei der Gartengestaltung. Darüber hinaus stellen sie Insekten, Vögeln und Kleintieren Nahrung sowie Nistgelegenheiten bereit. Setzt bei der Gartengestaltung auf 
heimische, an die lokalen Bedingungen angepasste Pflanzen sowie eine Mischung aus alten Sorten und weiterentwickelten Züchtungen. Beikraut hingegen darf im naturnahen Garten wachsen. Auch wenn es nicht immer ansprechend aussieht, viele Tiere wissen es als Nahrung und Eiablageort zu schätzen. Ein weiterer Tipp: Lang blühende Beete versorgen Wildbienen und Co. fast das ganze Jahr über mit Nahrung. Wir empfehlen daher, auch Frühblüher wie Krokus und Schneeglöckchen sowie 
spätblühende Kräuter und Gemüsepflanzen – etwa Berg-Bohnenkraut – zu integrieren. Sie blühen bis weit in den Herbst hinein und dienen auch gegen Jahresende noch als Nahrungsquelle. Gewächse wie Efeu und Herbstzeitlose blühen bis Oktober, Schneeheide sogar im Winter. 


Neben einheimischen (Wild-)Pflanzen gehören auch Totholz, Natursteine, Trockenmauern oder Sandböden in einen echten Naturgarten. Sie sorgen nicht nur für Vielfalt, sondern bieten Tieren und Pflanzen zusätzliche Lebensräume. Gleiches gilt für Wasserstellen wie einen Gartenteich. Selbst kleine Wasserflächen wie eine gefüllte Keramikschale können wertvoll sein, etwa als Tränke oder Badeplatz für Vögel. 


Weniger Aufwand, mehr Natur  
Wenn ihr die Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Gärtnern – wie standortgerechte Pflanzenwahl, Bodenpflege und Förderung von Nützlingen – beachtet, belohnt euch ein Naturgarten mit einem vergleichsweise geringen Pflegeaufwand. Es kommt einem naturnahen Garten zugute, wenn Mahd und organische Düngung nur sehr dosiert erfolgen. Wir raten auch davon ab, sämtliche Pflanzen vor dem Winter zurückzuschneiden. Denn die Stängel vieler Stauden dienen Insekten wie Wildbienen als Winterquartier.  


Unser Fazit: 

Jede naturnahe Gartenfläche trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Auch in kleinen Gärten ist es möglich, durch einfache Einzelmaßnahmen das Lebensraumangebot für Tiere und Pflanzen zu erhöhen – und so einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität zu leisten. 

 

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