2023 – Gartentipp 37 – Streuobstwiesen – mehr als Obst!

Streuobstwiesen stehen für biologische Vielfalt, meinen die Experten der Bayerischen Gartenakademie. Neben den vielfältigen Obstbäumen sorgen die nur ein- bis zweimal jährlich gemähten Wiesen mit Gräsern, blühenden Kräutern und Pflanzen für Artenreichtum an Flora und Fauna.

Große markante Obstbäume, unterschiedlichen Alters und Struktur prägen das Landschaftsbild von Regionen. Diese wiederum laden ganzjährig zum Wandern ein oder lassen sich mit fach- und sachkundigen Personen entdecken.

Streuobst: uneinheitlich und variantenreich

Auf Streuobstwiesen stehen verschiedene Obstarten in unterschiedlichen Sorten und Altersstufen in Form von langlebigen, hochstämmigen Bäumen mit ausladenden Kronen. Sie sind in weiten Abständen von bis zu 10 Metern einzelnen oder in mehreren Reihen gepflanzt. Traditionell wurden die besten Acker- und Wiesenstandorte für die landwirtschaftliche Produktion oder den Weinbau genutzt. Daher stehen Streuobstbestände oft auf schlechteren Standorten, in hängigen Lagen und auf kargen Böden.

Streuobst: besondere Sorten

Das umfangreiche Spektrum an älteren und seltenen Sorten in Streuobstbeständen trägt zu deren Erhalt bei; sie wären sonst längst verschwunden. Auch wenn ‘Bohnapfel‘, ‘Geheimrat Dr. Oldenburg‘, ‘Roter Eiserapfel‘, ‘Stuttgarter Geishirtle‘ & Co. zum Frischverzehr heutigen Ansprüchen an Geschmack und makelloser Optik nicht mehr genügen, schmecken deren Verarbeitungsprodukte zu Saft, Most, Edelbrand, Kompott, Konservenfrüchte, Kuchenbelag, Dörrobst aufgrund besonderer Inhaltsstoffe einzigartig und charaktervoll.

Neben dem zahlenmäßig dominierenden Apfel mit seiner enormen Sortenvielfalt gehören auch Birnen, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Quitten und Walnüsse zum Streuobstbestand. Gesellen sich noch Heckengehölze hinzu, erhöht dies die Diversität solcher Biotope weiter.

Streuobstbestände: unheimlich wertvoll

Alte Obstbäume spenden Schatten, binden CO2 und produzieren Sauerstoff. Sie bieten Vögeln, Insekten, Kleinsäugetieren Unterschlupf, außerdem Nahrung durch Blüten und Früchte. Sowohl einzeln wie in Beständen stehende Exemplare prägen als großkronige Bäume – ergänzt um Hecken – auf einzigartige Weise das Landschaftsbild.

Streuobstwiesen werden nicht oder nur wenig gedüngt und jährlich nur ein- bis zweimal gemäht. Bei dieser extensiven Bewirtschaftung entstehen spezielle Gräser, Kräuter und Blumen, die blühen und sich aussamen können. Auf einen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird verzichtet oder erfolgt mit natürlichen Präparaten und mechanischen Hilfsmitteln wie Leimringen. Durch extensive und biologische Bewirtschaftung werden Boden und Grundwasser geschont.

Streuobstwiesen: Lebensräume schaffen und fördern

Neben Hecken mit heimischen Gehölzen können am Rand der Wiese Stein- und Totholzhaufen, an trockenen, sonnenexponierten Stellen auch Trockenmauern und Sandhaufen angelegt werden. Auf einer Streuobstwiese dürfen auch alte vergreiste Baumveteranen stehen, in deren Baumhöhlen und dichterer Verzweigung Vögel Schutz suchen und brüten.

Bewuchsfreie Stellen helfen bodenbesiedelnden Wildbienen. Nistkästen fördern Vogelarten, die wiederum viele Schädlinge an Obstgehölzen vertilgen. Sitzstangen locken Greifvögel an, welche den Mäusebestand dezimieren. Streuobst ist ein unverzichtbarer, jedoch gefährdeter Lebensraum. Helfen Sie mit, diesen zu fördern, Neubestände zu schaffen und durch den Kauf von regionalen Streuobstprodukten zu unterstützen, nach dem Motto “Schützen durch Nützen“.

Auf die Bedeutung und Einzigartigkeit weist die Themenwoche des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 11.-15. September 2023 hin. Bayernweit finden zahlreiche Aktionen statt, die einen fundierten Einblick in die wunderbare „Streuobstwelt“ vermitteln. Im Rahmen des „Bayerischen Streuobstpakt“ sollen bis 2035 eine Million neue Streuobstbäume gepflanzt werden. Außerdem werden Informationen mit Beratungsunterlagen und Sortenempfehlungen erarbeitet, aus denen sich unter anderem besondere Streuobstprodukte herstellen lassen.

Hubert Siegler, Bayerische Gartenakademie

(Bilder:  Christine Scherer und Marco Drechsel © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)

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Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung

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