2021 – Gartentipp 41 – Sorte unbekannt? Apfeldetektive helfen!

Der Apfel gehört zum beliebtesten Obst. Kleine Baumformen sind in Hausgärten zu finden, große Bäume prägen Streuobstwiesen. Zur Zeit der Apfelernte werden die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie vermehrt um Sortenauskünfte gebeten. Doch zum Bestimmen einer Apfelsorte gehört viel Spezialwissen.

Wissen Sie wie viele Apfelsorten es gibt? Äpfel aus dem Supermarkt, die für die Vermarktung angebaut werden, sind nur ein winziger Bruchteil der Sortenvielfalt. Gerade auf Streuobstwiesen oder in alten Gärten findet man typische regionale Sorten, deren Namen in Vergessenheit geraten ist.

 

Nur so ist eine Bestimmung überhaupt möglich

Über 1000 (!) Apfelsorten existieren in Bayern. Davon kristallisieren sich 20 bis 30 sehr häufig vorkommende Sorten und weitere 20 bis 30 oft vorkommende Sorten heraus, sodass sich dieSortenbestimmung schon stark einschränkt. Natürlich gibt es auch seltene Apfelschätze! Und dann wird es schwierig.

Zur Bestimmung benötigen Sie vier bis fünf einwandfreie, sortentypische und reife Früchte; also die Schönsten. Fallobst und vermadete Früchte reifen vorzeitig untypisch aus und sind ebenso unklar zu bestimmen wie sehr unreife Früchte, deren Geschmack, Färbung oder Fleischtextur noch nicht ausgeprägt sind.

Sortenmerkmale

Wichtige äußere Fruchteigenschaften sind Reifezeit, Fruchtgröße und Fruchtform, Stielform und-länge, Tiefe und Form von Stiel- und Kelchgrube,

Schalenbeschaffenheit, -farbe und -punkte (Lentizellen), sowie Schadsymptome wie Schorfflecken oder Stippe. „Innere Werte“ sind unter anderem Fruchtfleischfarbe und -beschaffenheit, Saftigkeit, Zucker-Säureverhältnis und Aroma (Würze), Form der Kerne und des Kernhauses.

Ergänzende Hinweise, um eine Sorte zu bestimmen sind außerdem Größe und Form des Blattes und des Baumes, Wuchsstärke und Triebwachstum sowie Verzweigung. Auch die Anfälligkeit gegenüber Schaderregern wie Schorf, Stippe und Mehltau können sortentypische Merkmale sein.

Da Fruchtbehang und Jahreswitterung die Obstqualität beeinflussen, ist es bei nicht eindeutig zu identifizierenden Sorten notwendig, die Sorten über mehrere Jahre zu beobachten und zu untersuchen.

Fachliteratur hilft bei der Selbstbestimmung

Unter Zuhilfenahme bebilderter Fachliteratur können Sie markante Sorten selbst bestimmen. Ein wichtiges Bestimmungsbuch ist „Farbatlas alte Obstsorten, von Walter Hartmann, ISBN 978-3-

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8001-0316-4. Der Obst- und Gartenbauverlag (www.gartenratgeber.de) hält in seinem online-Shop weitere Sortenbücher vor.

Im Internet finden sich unter Suchbegriffe wie „Apfelsortenbestimmung“ ebenfalls hilfreiche Literaturquellen, eine Sortenbestimmungs-App (Pomident 2020) oder auch Sortenbilder. Allerdings können auch nicht eindeutige, widersprüchliche oder sogar falsche Bilder nicht zielführend sein.

Pomologen – die Apfelkenner!

Keiner kennt Äpfel so gut wie Pomologen. Sie beschäftigen sich privat oder beruflich schon längere Zeit mit Streuobst und deren Sorten. In verschiedenen Verbänden und Vereinen haben sich die Experten zusammengeschlossen. Der Pomologen-Verein hat Ansprechpartner in allen Bundesländern, teilweise mit Regionalgruppen. Es gibt auch spezielle bayerische Pomologen-Gruppen. Bei regionalen Veranstaltungen können Sie Ihre unbekannten Früchte mitbringen und vorlegen. Jedes Jahr werden in vielen Bundesländern bei mehrtägigen Jahreskursen (Obst-) Baumwarte ausgebildet. Auch hier sind viele Apfeldetektive zu finden.

Eine weitere Anlaufstelle sind neben Fachleuten des Bund Naturschutz auch die Kreisfachberater/innen für Gartenkultur und Landespflege an Ihrem Landratsamt oder auch „alte Hasen“ – natürlich auch jüngere – in den örtlichen Obst- und Gartenbauvereinen.

Möchten Sie die Früchte zur Bestimmung verschicken oder vorzeigen, so nehmen Sie Kontakt auf mit dem Adressaten auf, um Details zu den Fruchtproben, der Zusendung und etwaiger Kosten einer Sortenbestimmung abzusprechen.

Links zu den „Apfeldetektiven“ (Liste nicht vollständig):

www.pomologen-verein.de mit landes- und Regionalgruppen

www.gpo-bayern.de/ Bayerische Pomologengruppe

www.triesdorfer-baumwarte.de/

www.deutenkofener-baumwarte.de/

www.schlaraffenburger.de Baumwarte vom Bayerischen Untermain

www.ogv-oberfranken.de/ Baumwarte aus dem Bezirk Oberfranken

www.streuobst-bienen.de Baumwarte aus dem Raum Würzburg

 

(Bilder: Christine Scherer sowie Bayerische Gartenakademie © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)

Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an das Gartentelefon (0931/9801-3333) oder schreiben Sie eine E-Mail an bay.gartenakademie@lwg.bayern.de

Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung

http://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/wochentipps/284445/index.php